Opferbiografie für Margarete, Lucie und Heinrich Weil
Stolpersteine der Familie Weil

Margarethe Weil, geborene Iller kam am 12.05. 1889 in Straßburg zur Welt.
Am 23.01.1925 heiratete sie Edwin Weil, der seit 1909 ein
Spezialausstattungsgeschäft in der Scheffelstraße. 12 in Singen führte.
Ab 1925 bis etwa 1932 führte Frau Weil zusammen mit ihrem Mann, als
selbstständige Modistin, ein zusätzliches Geschäft speziell für Frauenartikel in
der Scheffelstraße 8.
Am 26.09.1926 kam ihr erstes Kind Lucie zur Welt, Heinrich wurde bereits kurz
danach, am 21.05.1927, geboren.
Die Familie erlitt einen schweren Schicksalsschlag, als Edwin im Alter von 43
Jahren am 09.03.1933 verstarb.
Mit der Machtübernahme Adolf Hitlers verstärkten sich zunehmend die
Anfeindungen gegenüber den jüdischen Mitbürgern. Über das persönliche
Ergehen der Familie Weil in dieser Zeit ist nichts bekannt. Dass der Judenhass
bereits schon rasch nach der Machtergreifung in Singen populär wurde,
zeigte sich beispielsweise im April 1933 mit dem Boykott jüdischer Geschäfte
und 1934 innerhalb der Fastnachtsumzüge, deren Motto ganz im Zeichen des
Antisemitismus stand. So ist auch anzunehmen, dass die Familie Weil
zunehmend die Repressalien der Singener Bevölkerung zu spüren bekamen.
Frau Weil zog schließlich, im Januar 1935, zurück in ihre Geburtsstadt
Straßburg. Ihre Kinder Lucie und Heinrich Weil sind vermutlich bereits 1933
nach Straßburg emigriert.
Über den weiteren Werdegang von Margarethe Weil und ihren Kindern ist bis
zum Kriegsbeginn 1939 leider nichts bekannt.
Aus der Stadtgeschichte von Straßburg kann jedoch entnommen werden,
dass die Stadt, durch die Lage als Grenzstadt, 1939 im Zentrum des Konflikts
stand. Am Vorabend des 2 Weltkrieges wurden mehr als 120.000 Personen von
der französischen Regierung in den Südwesten Frankreichs evakuiert, darunter
auch die gesamte jüdische Gemeinde von Straßburg. Die Evakuierung
erfolgte in das Gebiet Dordogne.
Dieser Landesteil gehörte nach der Niederlage Frankreichs zum unbesetzten
Teil unter dem rechtsgerichteten Vichy-Regime.
Von Margarete weiß man, dass sie im April 1944 in der Ortschaft Brantome
im Gebiet Dordogne wohnhaft war. Es ist anzunehmen, dass Lucie bis zu
diesem Zeitpunkt bei ihrer Mutter gelebt hat, da beide am 6. April 1944 in das
Durchgangslager Drancy bei Paris gebracht wurden.
Margarethe und Lucie waren etwa eine Woche im Durchgangslager Drancy
inhaftiert, bis sie am 13.04.1944 mit dem Transport Nr. 71 nach Auschwitz in
Polen deportiert wurden. Die Fahrt dauerte 4 Tage.
Am 16.04.1944 kam der Transport schließlich in Auschwitz Birkenau an. Von
diesem Transport ist bekannt, dass von den 1.500 Insassen 1.100 Menschen
unmittelbar darauf in den Gaskammern getötet wurden. Lediglich 223
Frauen sowie 165 Männer wurden in das Lager übernommen. Margarethe,
gehörte zu den 1.100 Menschen , die direkt von den Nazis getötet wurden.
Sie starb am 18.04.1944 in Auschwitz.
Lucie wurde nach Ihrer Ankunft in das Lager überstellt. Dort erhielt sie die
Häftlingsnummer 78796.
Lucie gehörte schließlich zu den wenigen Überlebenden von Auschwitz, die
am 27.01.1945 durch die Rote Armee befreit werden konnten.
Von ihr ist bekannt, dass Sie nach dem Krieg geheiratet, und den Namen
Greilsamer angenommen hat.
Über ihr weiteres Schicksal konnte nichts Weiteres in Erfahrung gebracht
werden.
Vom Schicksal Heinrich Weils ist seit dem Wegzug von Singen im Jahre 1933
nichts mehr bekannt.

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