Opfergruppen

(Quelle/Link: http://www.zeitklicks.de/nationalsozialismus/zeitklicks/zeit/verfolgung/)

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Zitat des Pastors Martin Niemöller

 

Behinderte Menschen

Körperlich und geistig behinderte Menschen sahen die Nationalsozialisten als so genanntes "unwertes Leben" an, also Leben, das nach ihrem Verständnis eigentlich nicht leben durfte. Es störte sie beim Aufbau ihres Herrenvolkes, das keinerlei Makel haben sollte.

Propaganda gegen behinderte Menschen
Um die Menschen davon zu überzeugen, dass das Leben von Behinderten überflüssig und zu teuer für die Allgemeinheit wäre, gab es überall Plakate, auf denen der "Preis" eines Behinderten mit dem Mietpreis für Wohnungen für eine Familie verglichen wurde. Gezeigt wurden auch Propagandafilme - oft von NS-Ärzten gedreht.

Zunächst begann man zu verhindern, dass behinderte Kinder bekamen.  Doch das reichte Hitler noch lange nicht aus.

Hitler plante den Mord an Behinderten
Hitler plante den Zustand der arischen Rasse weiter zu verbessern und ab Oktober 1939 gab es ein Programm,  behinderte Menschen zu töten. Es nannte sich das Euthanasie- oder Gnadentodprogramm. Das klang nicht ganz so hart und der Ausdruck "Gnadentod" sollte den Mord an Menschen beschönigen. Babys, Kleinkinder, Jugendliche und Erwachsene, die aufgrund einer geistigen oder körperlichen Behinderung nicht ins Bild der arischen Rasse passten, fielen diesen Plänen zum Opfer.

Auch Ärzte und Schwestern beteiligten sich
Auch das Krankenhauspersonal wie Ärzte, Hebammen, Schwestern und Pfleger wurden für diesen schrecklichen Plan missbraucht, denn diese mussten Neugeborene mit einem "Erbfehler" melden. Blinde und taube Menschen, Epileptiker, Menschen, die versehrt waren oder unter einer geistigen Behinderung litten, all diese zählten die Nationalsozialisten zu wertlosen Schmarotzern, die dem Staat nur Geld kosteten.

Aktion T4 - ein Name für ein schreckliches Programm
Das Euthanasie-Programm nannte sich "Aktion T4". Verschiedene Gesellschaften, die man extra dafür gründete, begleiteten das Programm. Es gab spezielle Anstalten, in denen die Menschen ermordet wurden: Grafeneck, Brandenburg, Hartheim, Pirna, Bernburg und Hadamar. Damit die Angehörigen nicht nachforschen konnten, hat man die Ermordeten nach ihrem Tod verbrannt und meist eine andere Todesursache wie Herzversagen angegeben.

Das Tötungsprogramm sollte geheim bleiben
Man versuchte, das Euthanasie-Programm weitgehend geheim zu halten. Die Angst, nicht alle würden den Mord an ihren Angehörigen gutheißen, gab es auch unter den Nationalsozialisten. Einwohner, die in der Nähe der Tötungsstätten wohnten, ahnten wohl schon, dass der Geruch aus den Schornsteinen irgendwoher kommen musste. Doch die meisten schwiegen aus Angst.

Am Ende gab es doch Proteste
Als man allerdings damit begann, alte Menschen im Sommer 1941, in den Blick des Euthanasie-Programms zu rücken, so gab es neben der Bestürzung ebenfalls Proteste. Ein Bischof namens Clemens von Galen warnte die Menschen vor der Bedeutung dieser schrecklichen Morde. So entstand letztlich doch Druck auf die nationalsozialistische Regierung. Doch bis es soweit kam, waren schon sehr viele Menschen zum Opfer geworden.

Sinti und Roma

Auch die Gruppe der Sinti und Roma wurde schon vor 1933 diskriminiert und verachtet. Der NS-Staat sah in den Sinti und Roma wie in den Juden eine "minderwertige und artfremde Rasse". Sie wurden aus dem Staatsdienst entlassen und man weigerte sich, ihnen die so genannten "Wanderscheine" ausstellen, die sie für ihre Wanderungen - als fahrendes Volk - dringend benötigten. Doch das war nur der Anfang.

Sinti und Roma wurden als so genannte "Asoziale" verfolgt
Sinti und Roma waren für die Nationalsozialisten "Asoziale", die außerhalb der Gesellschaft standen und verfolgt wurden. Sie durften keine Kinder mehr bekommen. Die im Jahr 1935 erlassenen Nürnberger Gesetze galten auch für die so genannten "Zigeuner". Sie sollten sich nicht mit dem "guten deutschen Blut" mischen, Verbindungen und Ehen waren unter Strafe verboten. Sinti und Roma durften ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken und wurden aus der Wehrmacht entlassen.

Sinti und Roma blieben im Kontrollbereich der Polizei
Anders als bei den Juden, die neuen Einrichtungen wie den "Judenreferaten" zugeordnet wurden, war für die Sinti und Roma die Polizei zuständig. 1938 schuf man in Berlin die "Reichszentrale zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens". So genannte "Zigeunerlager" wurden eingerichtet und man versuchte systematisch, alle in Deutschland lebenden Sinti und Roma zu erfassen.

Auch Sinti und Roma wurden Opfer des Holocaust
Während sie zu Beginn der systematischen Verfolgung und Herabsetzung ausgesetzt waren, so wurden auch die Sinti und Roma wie die Juden ab 1941 nach Osten in die Vernichtungslager verschleppt. In Auschwitz-Birkenau errichteten SS-Leute ein eigenes "Zigeunerlager". Dort starben viele Menschen an Hunger und Krankheiten und wer diese Behandlung überlebte, wurde ermordet.

Insgesamt spricht man heute von Zahlen zwischen 220 000 und einer halben Million ermordeter Sinti und Roma aus vielen europäischen Ländern. Die Sinti und Roma waren wie die Juden Opfer des Holocaust.


Sehen Sie auch: http://www.sintiroma.org/index.php/arbeitskreis/arbeitskreis-in-singen

Die Kommunisten

Der Reichstagsbrand war willkommener Anlass, die Kommunisten zu verfolgen
Am 27. Februar 1933 brannte in Berlin das Reichstagsgebäude. Man vermutete, dass hinter dieser Brandstiftung ein Mann namens Marinus von der Lubbe stand. Dieser junge Mann war Mitglied der Kommunistischen Partei und diese Tatsache nahm Hitler zum Anlass, den Brand als Beginn einer Verschwörung der Kommunisten zu sehen.

In der Folge wurden zahlreiche Mitglieder der KPD - so wurde die Kommunistische Partei Deutschlands - abgekürzt, verhaftet.

Ungelöster Fall der Kriminalgeschichte
Schon damals lag die Vermutung nahe, dass die Nazis selbst den Brand gelegt hatten, um einen Vorwand zur Ausschaltung ihrer politischen Gegner in der Hand zu haben. Doch wer den Brand nun wirklich gelegt hat, ob van der Lubbe ein Einzeltäter war und den Nationalsozialisten nur einen Grund lieferte, gegen die Kommunisten vorzugehen, das ist in der Forschung umstritten und es gibt viele verschiedene Theorien. Es handelt sich letztlich um einen ungelösten Vorfall innerhalb der Kriminalgeschichte. Von der Lubbe wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Die Kommunisten als innenpolitische Feinde Hitlers
Hitler wollte den Kommunismus beseitigen. Für ihn stellten die Kommunisten einen wichtigen innenpolitischen Feind dar, den es auszuschalten galt. Und dafür war ihm jedes Mittel recht. Nach dem Reichstagsbrand rückten auch Gruppen, die die Kommunisten unterstützten, unter Verdacht. So landeten viele Kommunisten oder auch nur Leute, die man als Kommunisten einschätzte, in den Gefängnissen und in den Konzentrationslagern. Das waren dann die "politischen Häftlinge" oder "die Politischen". Sie mussten Zwangsarbeit leisten und viele bezahlten ihre politische Überzeugung mit dem Tod.

Politische Schriftsteller

Viele Schriftsteller dachten zum Zeitpunkt der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933, der Spuk würde schnell vorüber gehen. Man konnte es sich nicht vorstellen, wie Hitler sich lange halten sollte.

Viele Schriftsteller täuschten sich in Hitler
Doch schon bald mussten sie einsehen, sie hatten sich getäuscht, nicht nur ein bisschen, nein, schwer getäuscht. Schon im Februar 1933, also kurz nach der Machtübernahme, fingen SA-Leute an, Hausdurchsuchungen durchzuführen, wo sie Schriftsteller oder Journalisten vermuteten, die anderer Meinung waren als die Nationalsozialisten. Hierbei kam es oft zu Diebstählen und zu sinnlosen Zerstörungen.

Vor allem "linke" Schriftsteller hatten mit schlimmen Folgen zu rechnen
Als am 27. Februar 1933 der Reichstag brannte und in Folge alle Kommunisten oder Leute, die man politisch links oder als Kommunisten einstufte, verfolgt und verhaftet wurden, hatten es vor allem die Schriftsteller und Journalisten schwer, die politisch ebenfalls links oder der KPD oder der SPD nahe standen. Auch sie trafen der Hass und die Wut der Nazis. Alle "Linken" waren quasi "vogelfrei", man konnte sie verhaften und einsperren oder was auch immer.
Spätestens seit den Bücherverbrennungen im Mai 1933 war klar, was die Schriftsteller zu erwarten hatten. Es wurden zunächst ihre Bücher verbrannt und sie durften ihre Werke nicht mehr veröffentlichen. Zu den verbrannten Büchern zählten Werke von Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Sigmund Freud, Erich Kästner, Heinrich Mann, Stefan Zweig und sehr vielen mehr.

Die Schriftsteller waren oft auf die deutsche Sprache angewiesen
Trotzdem hielten es viele Autoren noch immer in Deutschland aus. Wo sollten sie auch hin? Vor allem die Schriftsteller waren auf ihre Sprache - die deutsche Sprache - angewiesen. Wo sollten sie Arbeit finden? Wovon sollten sie leben?

Viele Schriftsteller konnten nicht mehr arbeiten
Das Überleben in Deutschland wurde für viele Schriftsteller sehr schwer. Waren sie nicht in der Reichsschrifttumskammer gemeldet, dann konnten sie nicht weiter arbeiten. Sie hatten keine Möglichkeit mehr, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. So blieb zum Beispiel Erich Kästner, dessen Bücher ja ebenfalls verbrannt wurden, trotzdem in Deutschland und veröffentlichte sogar unter anderem Namen Bücher und verfasste Drehbücher zu Nazi-Filmen. Offiziell durfte er allerdings nicht arbeiten.  Es gab einige, die flohen nach Frankreich oder Richtung Tschechoslowakei. Aber auch dort fanden sie nur für kurze Zeit Zuflucht, da viele Länder wenige Zeit später von den Deutschen besetzt wurden. Manchen gelang es, in die Schweiz zu emigrieren oder nach England oder die USA. Zum Beispiel Oskar Maria Graf, der übrigens gar nicht mal auf der Schwarzen Liste der verbotenen Bücher stand.

Die Zeugen Jehovas

Während viele Protestanten und Katholiken sich von den Nationalsozialisten vereinnahmen ließen, gab es eine christliche Glaubensgemeinschaft, die sich von Anfang an weigerte, aufgrund ihrer religiösen Überzeugung mitzumachen. Das waren die Zeugen Jehovas.

Die Zeugen Jehovas gibt es auch heute noch
Die Zeugen Jehovas kennst du vielleicht. Sie stehen oft irgendwo in der Stadt mit einer Zeitschrift in der Hand und erzählen von ihrem Glauben. Manchmal kommen sie auch an die Haustür, wo sie die meisten Leute wieder wegschicken. Die Zeugen Jehovas waren und sind überzeugte Christen, haben allerdings in vielen Punkten völlig andere Vorstellungen als Katholiken und Protestanten. Heute wird diese Glaubensrichtung von vielen belächelt und so einiges, was sie verbreiten und denken, muss auch ernsthaft hinterfragt werden. Sie legen die Bibel auf eine ganz bestimmte Art und Weise aus.

Die Zeugen Jehovas waren Pazifisten
1933 gab es etwa 25 000 Zeugen Jehovas in Deutschland. Die Gemeinde wurde sofort nach der Machtübernahme Hitlers verboten, man behauptete, sie würden dem jüdischen Glauben nahe stehen. Doch die Zeugen Jehovas weigerten sich zum Beispiel, den Hitlergruß zu entbieten. Aufgrund ihrer pazifistischen Einstellung waren sie gegen Hitlers Militärpläne und verweigerten auch den Wehrdienst. Auch wollten sie kein Mitglied irgendeiner nationalsozialistischen Organisation werden. Viele Zeugen Jehovas verloren ihr Leben
Die Zeugen Jehovas wurden aufgrund ihrer Einstellung vom NS-Staat verfolgt und bekämpft. Fast die Hälfte ihrer Anhänger kamen in Haft, 2000 landeten in einem Konzentrationslager. Zeugen Jehovas leisteten auch aktiven Widerstand gegen das NS-Regime und verteilten Flugblätter, in denen sie über die Unrechtsherrschaft der Nationalsozialisten aufklärten.

Über 1200 Zeugen Jehovas verloren zwischen 1933 und 1945 ihr Leben, weil sie an ihrer Überzeugung und ihrem Glauben festhielten.

Homosexuelle

Die Homosexuellen, also Männer, die Männer, und Frauen, die Frauen lieben, passten so gar nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten. Stand für sie doch die Familie, die Geburt von Kindern, die später mal als Soldaten ihrem Land dienten sollten, im Vordergrund. Und Homosexuelle können nun einmal keine eigenen Kinder bekommen. Ein homosexueller Mann entsprach so gar nicht dem Heldenbild, das die Nazis gerne von Männern aufstellten.

Einige NS-Männer waren homosexuell
Doch einige führende Nazigrößen, wie zum Beispiel Ernst Röhm, der Führer der SA, waren homosexuell, einige andere wohl auch, auch wenn sie das nicht offen darlegten. Die Angst, aus der Partei ausgestoßen zu werden oder abgestraft zu werden, war groß und nicht unberechtigt.

Homosexuelle waren während der Zeit des Nationalsozialismus schlimmen Verfolgungen ausgesetzt. Man sah sie gar als "Schänder" des deutschen Blutes. Homosexualität stand im Widerspruch zum gesunden Volksempfinden, so wie es die Nazis eben für sich festgelegt hatten.

Viele Homosexuelle landeten im KZ
Von 1933 bis 1944 wurden viele deutsche Männer allein wegen ihrer Homosexualität verhaftet und in Konzentrationslager gesperrt. Sie waren dort besonderen Schikanen durch die SS-Leute, dem Wachpersonal der KZs, ausgesetzt. Sie wurden extra gekennzeichnet und mussten den Rosa Winkel tragen, das war ein besonderes Abzeichen, an dem man dann die Homosexuellen in den Lagern sofort erkannte.

Viele Häftlinge wurden aufgrund ihrer Homosexualität erniedrigt. Die genauen Zahlen kennt man bis heute nicht, sie schwanken zwischen 5000 und 15 000 Menschen.

Juden

Phasen der Verfolgung

Erste Phase
Die erste Phase der Verfolgung der Juden umfasste in etwa die Zeit von der Machtübernahme am 30. Januar 1933 bis zum Sommer 1933. Hier gab es zunächst lauten Terror, den allerdings die wenigsten so richtig ernst nahmen. Viele meinten, der Spuk, der vor allem von SA-Männern in den Braunhemden angerichtet wurde, wäre bald zu Ende. Die meisten glaubten, Hitler wäre nur eine kurzzeitige "Erscheinung" und würde so schnell verschwinden, wie er gekommen war. Viele Reichskanzler vor ihm hatten sich ja auch ganz schnell wieder von der politischen Bühne verabschiedet.

Zweite Phase
Die zweite Phase reichte vom Sommer 1933 bis Frühjahr 1935. Die Randale ging von einzelnen Gruppen der NSDAP aus. Doch mit dem Erlass der Nürnberger Gesetze im September 1935 wandte sich die Politik noch einmal zum Schlimmeren. Spätestens jetzt hätte es vielen klar werden müssen, dass die nationalsozialistische Politik das Leben der Juden bedrohte.

Dritte und vierte Phase
Die dritte Phase bis 1937 verlief wieder etwas ruhiger, daher glaubten viele, irgendwann würde das Leben wieder normaler werden. Doch die Novemberpogrome 1938 mussten den meisten diese Illusion nehmen, das Ende der vierten Phase war damit eingeleitet und die fünfte Phase begann.

Fünfte Phase
Ab der Jahreswende 1939/39 verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Juden in Deutschland weiter. Wurden sie seit Beginn der NS-Herrschaft schikaniert, eingeschränkt und ausgegrenzt, so verfolgte man sie jetzt böswillig. Der Terror des Staates gegenüber den Juden hatte seinen Höhepunkt erreicht.

Sechste Phase
Die letzte und sechste Phase begann 1941, zu diesem Zeitpunkt hatten die Juden keinerlei Rechte mehr. Sie mussten die jüdischen Vornamen Sara und Israel tragen, falls ihr Name nicht als jüdisch erkennbar war. Sie wurden gezwungen, einen gelben Stern zu  tragen, der sie als Juden kennzeichnete. Trugen sie den Stern nicht und wurden erwischt, drohten ihnen schreckliche Strafen. Ab 1941 gab es ein Auswanderungsverbot für die Juden, sodass diese keine Chance hatten,  zu entkommen. Es sei denn, es gelang ihnen, unterzutauchen. Die Phase der Vernichtung der Juden war eingeleitet und keiner hätte gedacht, dass die Juden noch Schlimmeres erwartete. Doch es kam noch schlimmer.